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Mein Clownsverständnis

Wenn es lediglich um die Kunstfertigkeiten eines Clowns ginge, dann könnte die wohl jeder Mensch mit etwas schauspielerischem Talent erlernen und sich dann als Clown bezeichnen. Nach meinem Verständnis geht es bei der Arbeit des Clowns primär nicht darum, das Publikum künstlich zum Lachen zu bringen. Die Wirkung eines Clowns lässt sich auch nicht an eben diesem (unüberhörbaren) Lachen des Publikums messen. ​In seiner ursprünglichsten Art verkörpert der Clown für mich die Kraft des Herzens. Er will berühren - und zwar den Kern unseres Da-Seins. Er möchte in tiefere Bewusstseinsschichten vordringen, in der sich die Grenze zwischen verschiedenen Wirklichkeiten auflöst. Herz, Verstand und Geist befinden sich dann im Einklang.​

Nach diesem Clowns-Verständnis, das die Grundlage meiner Arbeit ist, ist Clown-Sein ein Lebensweg, eine innere Haltung, ja eine Lebensphilosophie. Das Wort "Clown" beschreibt für mich sowohl ein "Wesen" als auch einen Daseinszustand. Was für Aussenstehende oft so leicht aussieht, ist eine bewusste Entscheidung für diesen Weg und lebenslange "Arbeit". Tiefes Clownsbewusstsein kann sich im Laufe des Lebens entwickeln - das ist ein Geschenk! Zeit sollte bei dieser Entwicklung keine Rolle spielen. Neben dem Erlernen des handwerklichen Könnens eines Clowns (z.B. Schauspiel, Pantomime, Stimme usw.), ging es bei meiner Ausbildung viel um Körperarbeit (Atmung, Bewegung, Präsenz, Selbstkontakt, Energie) verschiedene Spieltechniken der Komik und schließlich darum, das Wesen der eigenen Clownsfigur spielerisch zu erfahren und zu entdecken. Denn: jeder Clown ist einzigartig und je authentischer er ist, desto wirksamer kann er sein.​ Der Zugang zum ur-eigenen, authentischen Ausdruck seines inneren Clowns setzt die innere Arbeit an den eigenen Themen voraus. Es gibt dann oft nichts mehr zu lachen. Schritt für Schritt zeigt sich eine Clownsfigur, die sich, so glaube ich, ein Leben lang weiterentwickelt und tiefgründiger wird. Der Clown ist also kein Schauspieler der den Clown spielt, sondern ein Clown entwickelt sich und seine Figur und erweckt diese zum Leben. Sie entsteht auf Basis des persönlichen Erlebens und der eigenen Erfahrungen. Sie beinhaltet die eigenen Stärken und verwandelt Schatten in Licht. Die rote Nase nimmt deshalb zunächst die Rolle der kleinsten Maske der Welt ein und ermöglicht, alle anderen Masken fallen zu lassen. Heute ist sie meine Kraftquelle die mir ermöglicht, in einen "weiten Raum" einzutreten. Gleichzeit ermöglicht sie mir im Spiel und der Interaktion viele Reflexionsmöglichkeiten. ​Egal ob am Krankenbett, in der Schule oder einem Workshop für Führungskräfte: ich spiele nicht vor den Menschen, sondern interagiere mit ihnen und beziehe sie spielerisch in meine Clownsarbeit ein. Manchmal laut und wild, manchmal still und leise. 

Meine Clownsvision

"Eine Welt voller Clowns, das wäre doch schön!"

​​​​​​​​Und dazu möchte ich meinen Teil beitragen! Unser heutiges Leben ist geprägt von Krisen, Unbeständigkeit, Komplexität und Krankheit. Während wir Menschen oft genau daran verzweifeln, nimmt der Clown dieses Spielangebot neugierig, offen und wertfrei an. Durch seine Art zu sein und die Welt zu betrachten wechselt er spielerisch zwischen den Perspektiven, bricht Tabus und begreift das Scheitern als Chance für Veränderung. Der Clown ist feinfühlig, achtsam, wild und unperfekt zugleich. Er sagt JA! zum Leben und nimmt sich so an, wie er ist! Durch die Kraft des Humors und des Lachens schlägt er eine Brücke zur tiefen Freude und Zuversicht. Hierdurch wird Kreativität, Entwicklung und Heilung möglich - und wahrhafte Verbindung zu sich selbst und zu allem anderen. Wäre es nicht schön, wenn es mehr Menschen mit dieser inneren Haltung auf der Welt geben würde?

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