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Frau Clown im Gesundheitswesen

Ein Clown bei Kindern am Krankenbett- dieses Bild ist wohl vielen von uns bekannt. Die Idee ist fast so alt wie ich und kommt aus den USA. Dort wurden Mitte der 80er Jahre erstmals Clowns in Kinderkliniken entsendet. Und das mit so großem Erfolg, dass die Idee mittlerweile nicht nur in Deutschland eine populäre Disziplin geworden ist.

Heute, knapp 40 Jahre später, besuchen speziell ausgebildete Clowns nicht nur Kinderkliniken und  Krankenhäuser, sondern auch Pflege- und Senioreneinrichtungen, Hospize und Rehaeinrichtungen. Durch die Clownsbesuche wird an die Orte Humor und Lachen gebracht, an denen dies besonders gebraucht wird. 

Um aus meiner Faszination für diese Arbeit selber ins Tun zu kommen, habe ich über knapp 2 Jahre eine berufsbegleitende Ausbildung zur Klinik- und Pflegeclownin absolviert. Diese Zeit war ein Geschenk für mich und ich bin dankbar, dass  aus einer Faszination meine Berufung geworden ist.

Hinter den Kulissen:
Frau Clown auf Visite

Bevor sich Frau Clown auf den Weg macht überlegt sie, an welchen Ort sie heute reist und welche Clownsmission sie hat. Was sind das für Menschen, auf die sie heute treffen wird?  Sind es junge Menschen oder an Demenz erkrankte Menschen? Wird sie ein Krankenhaus, ein Hospiz oder eine Seniorenresidenz besuchen? Diese Informationen sind wichtig für sie. Zum Beispiel wählt sie danach ihre Kleidung bewusst aus. Und da ist ja noch ihr Humorkoffer, der ebenfalls bewusst gepackt werden möchte. Das können kleine Musikinstrumente sein, Luftballons, Handpuppen, ein Besenstil oder auch mal eine Bibel. Seifenblasen und Konfetti hat sie immer dabei. Spielobjekte und Requisiten sind tolle Werkzeuge, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, sie zu aktivieren oder spielerisch humorvolle Momente entstehen zu lassen. Wenn sie damit fertig ist, dann schminkt sich Frau Clown. Dezent, weil sie Natürlichkeit mag. Während dessen fängt sie an, sich in die Clownsenergie zu bringen. Meistens hört sie dazu Musik, macht ihre Clownsgymnastik und atmet ganz bewusst. Wenn das Herz  hüpft & kribbelt dann weiß sie: jetzt kann es losgehen! 
 

An ihrem Einsatzort angekommen, erhält sie zunächst eine Einweisung durch das Einrichtungsteam. Sie erfährt, welche Menschen(-gruppen) sie heute besucht, wie es ihnen geht und ob es etwas besonderes zu beachten gibt. Anschießend hält Frau Clown nochmals kurz inne, atmet tief ein bevor es schließlich heißt:  auf die Nase, fertig, los!
 

Die Begegnungen auf der Clownsvisite sind sehr unterschiedlich. Mal finden sie auf dem Flur, mal in öffentlichen Bereichen statt. Frau Clown trifft auf einzelne Menschen oder ganze Gruppen. Es wird gelacht, gesungen, gespielt, getröstet und gedrückt. Es kann laut, leise, wild, sanft und verrückt zugehen. Manchmal wird ein winziges, kurzes Lächeln ausgetauscht und manchmal bleibt Frau Clown auch in einer längeren Begegnung.  Ihre Sensibilität, Achtsamkeit und Empathie hilft ihr dabei, den Menschen in ihrer eignen Lebenswelt zu begegnen oder auch bewusst für einen Moment aus dieser Lebenswelt herauszuführen. Am Krankenbett findet sich Frau Clown auch oft wieder. Nicht selten herrscht dort absolute Stille. Sie nähert sich dann über zarten und vorsichtigen Körperkontakt an und hält die Stille. Solche Begegnungen sind ganz besonders für sie.
 

Wann es Zeit ist zu gehen, das spürt Frau Clown. Sie zieht sich dann in einen Raum zurück, atmet noch einmal tief ein. Beim Ausatmen setzt sie bewusst die rote Nase ab. Puh! Abschließend erfolgt eine Reflexion und ein Abschlussgespräch mit dem Einrichtungsteam. Was ist heute gut gelaufen, wovon brauchen wir beim nächsten mal mehr?

Dann verabschiedet sich Frau Clown in den Feierabend und fährt nach Hause. Dort wartet 
ihr Labrador Bruno auf sie, mit dem sie dem Erlebten bei einem gemeinsamen Waldspaziergang nachspürt.

Dann beginnt die Vorfreude auf den nächsten Einsatz, denn in der Regel besucht sie die Einrichtungen regelmäßig. Frau Clown ist ein gern gesehener Gast.

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